philosophia teutonica

Johann Valentin Andreae

BYU

 

Brigham Young University

College of the Humanities

 

© 2011

Johann Valentin Andreae (1586-1654) war ein Gelehrter, Mathematiker und Theologe mit maßgeblichen Einfluss auf den Würtembergischen Pietismus. Daneben gilt er auch als Autor der drei Grundtexte des Rosenkreuzertums, die Anfang des 17. Jahrhunderts zunächst anonym in Straßburg erschienen und daraufhin große Verbreitung in ganz Europa fanden: die Fama Fraternitatis (1614), die Confessio Fraternitatis (1615) und die Chymische Hochzeit des Christian Rosencreutz (1616).

 

In der Fama und der Confessio haben wir eine Art ausführlicher Flugschriften vor uns, in der sich eine geheimnisvolle Geheimgesellschaft, die sich die „Rosenkreuzer“ nennen, an die Gelehrten der Welt richtet. Erzählt wird von Leben und Wirken einer geheimnisvollen Gestalt, Christian Rosencreutz genannt, welche sich auf vielen Reisen umfassendes Wissen erwirbt und, da er von den Gelehrten seiner Zeit abgelehnt wird, eine verschworene Gemeinschaft von Gleichgesinnten gründet, die sein Wissen weiter trägt. Ferner werden Pläne zu einer „Allgemeinen und General Reformation der gantzen weiten“ Welt  diskutiert. Interessierte und Gleichgesinnte werden aufgerufen, sich der Gemeinschaft anzuschließen, deren Ziel es ist, die verlorene Einheit von Religion, Wissenschaft und Moral wiederherzustellen.

 

Die Chymische Hochzeit hingegen ist eine romanhafte Schilderung der Einweihung des Christian Rosencreutz. Realistisch-humorvolle Darstellung mischt sich hier mit phantastischen Traum– und Visionserlebnissen zu einer in reiche Symbolik gekleideten Schilderung des alchimistischen Verwandlungsprozesses im Menschen: das „männliche“ oder der „König“ im Menschen vermählt sich mit dem „weiblichen“ oder der „Königin“ in ihm und erzeugt so eine neue, höhere Stufe des Menschseins.

 

Andreae, der als Kirchenmann und Theologe des Pietismus Karriere machte, bekannte sich später als Autor dieser Werke, distanzierte sich jedoch zugleich von ihnen, indem er sie als ironische Spottschriften ausgab, die er in seiner Jugend als Satire auf die schwärmerischen Tendenzen seiner Zeit verfasst habe.

 

Neben den Rosenkreuzertraktaten gilt der utopische Roman Christoanopolis als sein einflussreichstes Werk. Er beschreibt eine ideale Welt nach dem Vorbild von Platons Politeia, jedoch im Geiste des strengen Protestantismus.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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